Mit dem Anbruch der goldenen Herbsttage, die die Landschaft in warme Farben tauchen, haben wir die Mabon Jahreskreis-Feier im Rahmen unserer Stammtisch Gruppe zelebriert.
Dieses Jahr führte uns unsere Feier an einen Ort von tiefgreifender historischer und spiritueller Bedeutung – die Bocksteinhöhle im Lohnetal. Versteckt im Herzen der Schwäbischen Alb, ist die Bocksteinhöhle mehr als nur eine Höhle. Sie ist ein Fenster in unsere Vergangenheit, ein Zeugnis für den Erfindungsreichtum unserer Vorfahren und ein Symbol für die unzerbrechliche Verbindung der Menschheit mit der Natur. Diese Höhle, einst Heim und Werkstatt sowohl für Neandertaler als auch für moderne Menschen, bot die perfekte Kulisse für einen Teil unserer Mabon-Feier.
Vorbereitung und Ritual zuhause
Da wir nicht sicher seinkonnten, wie ungestört wir vor ort in der Höhle und ihrer Umgebung sein würden, Haben wir unser Ritual und Trance zuhause gemacht, und die Höle zuerst in unserer Vorstellung einbezogen. Das ging, weil Pe die Höhle kennt, und sie uns lebhaft beschreiben konnte.
Im Zentrum unseres Rituals stand eine Trance-Erfahrung, ein tiefer Tauchgang in unser eigenes Bewusstsein, geleitet vom Geist der Höhle und der Weisheit unserer Vorfahren. Das Ziel war es, unseren eigenen Schatten zu treffen und mit ihmm zu tanzen.
In unseren Gedanken malten wir ein lebhaftes Bild der Bocksteinhöhle. Wir stellten uns ihre Lage inmitten der grünen Schwäbischen Alb vor, den Eingang eingebettet zwischen alten Steinen und üppigen Büschen. Wir visualisierten die zwei Teile der Höhle – einen hellen, einladenden Raum und einen dunkleren, geheimnisvolleren hinteren Bereich. Wir sahen die Durchbrüche zum aussen im vorderen Teil, wie durch sie die Sonne den Innenraum erhellt, und so einen Übergangsbereich erschaft. Dann erforschten wir in Gedanken das nahtähnliche Merkmal an der Decke, das die letzte Schwelle zum dunklen Innen markiert.
Als wir tiefer in unsere Trance eintauchten, luden wir den Gehörnten in unseren Kreis ein. Diese alte Gottheit, ein Symbol für Natur, Wildnis und den ungezähmten Geist, war unser Führer und Beschützer im dunklen Teil der Höhle. Wir baten den Gehörnten, unsere Augen und Ohren zu sein, um sicherzustellen, dass wir wirklich mit unseren inneren Schatten arbeiteten.
Als wir die Schwelle überschritten, standen wir mit einem Fuß in jeder Welt, bereit für eine tiefgreifende Entdeckung. Im dunkelsten Teil der Höhle trafen wir dann auf unsere Schatten. Dies war eine Zeit der Introspektion, des Fragens und des Suchens nach Weisheit, aber auch der Aktion und des Tanzes.
Die Höhle, in ihrer stillen Majestät, wurde zu einem Ort der Kraft und Reflexion. Der Gehörnte war bei uns, bot Führung und Unterstützung, aber die Reise in die Dunkelheit war unsere allein. Es war wichtig sicherzustellen, dass der Schatten, dem wir begegneten, wirklich unser eigener war, denn nur dann konnte er seine Einsichten und Gaben teilen.
Da wir das Anleiten der Trance in drei Teile aufgeteilt hatten, die jeweils von jemand anderen gefürt wurden, zeichneten wir diesen ersten Durchlauf unserer Reise auf und spielten ihn im Anschluss gleich wieder ab. Somit konnten wir alle noch mal gleich tief in diese Erfahrung hinein gehen, und alle Teile davon selbst erleben.
Der Besuch vor Ort
Mit dem Nachhall unserer Trance noch in uns, machten wir uns auf den Weg zur Bocksteinhöhle. Unser Aufstieg vom Parkplatz zur Höhle war still, um andere Wanderer nicht zu stören, und doch war er erfüllt von der Energie unserer Vorbereitungen und der Erwartung dessen, was kommen würde.
Die Bocksteinhöhle, eingebettet in das malerische Lonetal, empfing uns mit ihrer majestätischen Präsenz. Wir waren erschöpft vom steilen Aufstieg, der gar nicht so einfach zu meistern war. Als wir den Eingang betraten, konnten wir die Jahrtausende spüren, die diese Höhle Zeuge menschlicher Geschichte und Kultur gewesen war. Die Höhle war nicht nur ein Unterschlupf, sondern auch eine Werkstatt, ein Ort des Lernens und der Innovation. Hier hatten Neandertaler vor über 50000 Jahren Keilmesser und -spitzen hergestellt, Werkzeuge, die für ihr Überleben unerlässlich waren.
Während unseres Besuchs in der Bocksteinhöhle sind wir alle schweigend noch mal die Elemente unserer Trance durchgegangen, und haben sie mit den realen Eindrücken vor Ort verglichen und ergänzt. Gegen Ende unseres Aufenthalts brachten wir unsere Dankbarkeit und unseren Respekt zum Ausdruck, indem wir biologisch abbaubare Opfergaben vor dem Eingang der Höhle (ein Stück Apfel, einen Rosmarin-Zweig)hinterließen und ein Lied auf der Flöte spielten. Diese Gesten waren unsere Art, der Höhle und der Natur für ihre Gastfreundschaft und Weisheit zu danken. Sie waren auch eine Erinnerung daran, dass wir Teil eines größeren Ganzen sind, dass wir mit der Erde und ihren Geschöpfen verbunden sind und dass wir die Verantwortung haben, diese Verbindungen zu ehren und zu pflegen.
Welt-Kultur Erbe
In der Nähe der Bocksteinhöhle befinden sich auch der Hohlenstein und die Vogelherd-Höhle, die ebenfalls von großer prähistorischer Bedeutung sind. Der Hohlenstein ist bekannt für den Löwenmenschen, eine der ältesten Darstellungen eines Mensch-Tier-Halbwesens. Die Vogelherd-Höhle hingegen war der Fundort der ältesten Kleinskulpturen der Menschheit. Diese Orte erinnern uns daran, wie tief unsere Wurzeln in dieser Erde verankert sind und wie eng wir mit der Natur verbunden sind.
Unser Besuch in der Bocksteinhöhle war mehr als nur eine Feier des Mabon Jahreskreis-Festes. Es war eine Reise in unsere Vergangenheit, ein Tanz mit unseren inneren Schatten und eine Erinnerung an unsere Verbindung mit der Natur. Es war eine Erfahrung, die uns tiefgreifend berührt hat, und die uns dazu inspiriert hat, mit Dankbarkeit, Respekt und Bewusstsein in die Zukunft zu blicken.